Umfrage: Freizeit und Hobbys
Im Mai 2024 haben wir bei einer Online-Umfrage nach ihren Hobbys und Freizeitaktivitäten gefragt.
Im Mai 2024 haben wir bei einer Online-Umfrage nach ihren Hobbys und Freizeitaktivitäten gefragt.
Teilhabe bedeutet nicht nur Teilhabe am Arbeitsleben, sondern auch in der Freizeit. Denn „echte“ Teilhabe in einer Gemeinschaft geht weit über das Arbeitsleben hinaus. Gesellschaftliche Teilhabe bei kulturellen oder sportlichen Veranstaltungen trägt viel dazu bei, dass wir uns in unserem Leben wohlfühlen. Wir treffen Menschen mit ähnlichen Interessen, können uns entspannen oder „auspowern“, sind aktiv und kreativ oder lassen uns einfach gut unterhalten. Wir können etwas Neues lernen, erfahren Bestätigung oder verbringen einfach Zeit mit netten Menschen, mit der Familie und Freunden. So geht es auch unseren jungen Leuten, die an einer kurzen Umfrage teilgenommen haben und uns berichten, wie sie gerne ihre Freizeit verbringen. Deutlich wird dabei vor allem, wie unterschiedlich und vielfältig ihre Interessen sind und dass entscheidende Grundlagen in der Regel bereits in der Kindheit gelegt wurden.
Insgesamt haben 27 Personen an unserer Umfrage teilgenommen, davon haben 12 die Umfrage vollständig ausgefüllt – die anderen haben nicht zu allen Fragen Angaben gemacht. Da für jede Frage stets mehrere Antwortoptionen zur Verfügung standen (schließlich haben wir nicht nur ein Hobby oder haben für dieses Hobby nicht nur eine Motivation), entspricht die Zahl der Antworten nicht der Anzahl der Personen, sondern kann auch höher (oder geringer) sein.
Für die meisten der Befragten ist Sport als Freizeitbeschäftigung wichtig, auch als Ausgleich zum „stressigen Alltag“. Nur eine Person gibt an, dass sie nie/selten Sport macht, da ihr die Zeit dazu fehlt. Die anderen Befragten beschreiben eine oder mehrere sportliche Aktivitäten, die für sie wichtig sind und denen sie regelmäßig nachgehen: Am beliebtesten sind leicht in den Alltag zu integrierende „Klassiker“: Fitnessstudio, Fahrradfahren, Laufen, Schwimmen, Tanzen; eine Person hat mit ihrem Hund ein neues Hobby entdeckt, das auch zu mehr Bewegung anregt. Neben diesen sportlichen Aktivitäten gehen die jungen Erwachsenen weiteren Freizeitvergnügungen nach: Sie kochen oder basteln, stricken und malen, hören Musik, sind im Schützenverein oder interessieren sich für „Straßenbahn- und Busfotografie“. Sie gehen außerdem gerne zu kulturellen Veranstaltungen – ins Kino und in Konzerte, zu Festivals, ins Musical oder ins Fußballstadion. Einer der Befragten gibt an, dass er selten „ausgeht“, weil er eigentlich immer im Verein ist. Musizieren spielt für die wenigsten eine Rolle – wenn, dann „für mich“ – auch, „weil die Zeit fehlt“.
Die Antworten auf die Frage, warum die jungen Erwachsenen dieser Beschäftigung gerne in ihrer Freizeit nachgehen, sind so vielfältig wie die Hobbys und Interessen selbst. Da wir nicht nur ein Hobby und einen Grund haben, warum wir ein Hobby wählen, waren mehrere Antworten möglich: Während unsere Befragten einerseits Hobbys schätzen, bei denen sie sich entspannen können (33,33 %), wollen sie sich andererseits anstrengen und die Möglichkeit haben, sich auszupowern (25 %), denn da „kann ich kopfmäßig abschalten.“ Bewegung ist für die meisten am wichtigsten (41,67 %): „Ich will nicht nur zu Hause auf dem Sofa sitzen und nichts tun.“ Wichtig ist vielen auch, dass sie hier ihre Zeit mit anderen gemeinsam verbringen können (33,33 % der Antworten). Wie die einzelnen Kommentare verdeutlichen, helfen Hobbys den jungen Erwachsenen in vielerlei Hinsicht: Sie dienen dem „Stressabbau“ oder der „Ablenkung“, machen einfach „Freude“, bieten aber auch die Möglichkeit, „Neues auszuprobieren“ und „mit anderen Menschen zusammen“ zu sein („Ich brauche immer Menschen um mich herum.“). Dabei genießen einige auch im Verein den „guten Zusammenhalt der Mitglieder“.
Die Antworten unserer Befragten verdeutlichen, wie entscheidend Begleitung und Unterstützung sind, um individuell passende Freizeitaktivitäten zu finden. Für die Hälfte der Befragten ist dies ihre Familie. Freunde spielen mit einem Drittel auch eine wichtige Rolle. Zudem werden die Berufsvorbereitung, Werbung oder Eigeninitiative (jeweils eine Nennung) erwähnt.
Darüber hinaus darf die finanzielle Seite nicht vernachlässigt werden. Denn die Frage „Hast du genug Geld für dein Hobby?“ wird zur Hälfte negativ, zur Hälfte positiv beantwortet. Oft kommt die Einschränkung, dass sie dankbar für die Unterstützung durch die Eltern, die Mutter, die Krankenkasse sind, die sportliche Aktivitäten ermöglichen. Außerdem wird angemerkt: „Es wird schwierig, da es ein teures Hobby ist, aber man muss ja nicht alles von Anfang an kaufen.“ Jugendliche und junge Erwachsene mit Lernbehinderungen, die finanziell keine Unterstützung von ihrer Familie erhalten können und selbst wenig Einkommen zur Verfügung haben, stehen dementsprechend vor größeren Herausforderungen, ihren Hobbys nachgehen zu können. Darauf verweisen auch Antworten auf eine weitere Frage: Ein Viertel der Befragten würde gerne ein „altes“ Hobby wieder aufgreifen – kann dies aber nicht aufgrund der hohen Kosten oder fehlenden Möglichkeiten: Eine Person wünscht sich kostenlosen Musikunterricht bzw. Veranstaltungen, auf denen man kostenlos ein Instrument spielen kann. Eine andere Person würde gerne mal wieder reiten gehen. Auch hier werden die Kosten als Hindernis genannt. Eine weitere Person würde gerne handwerkliche Arbeiten aus der Schulzeit wieder aufnehmen, aber auch hier scheinen die Hürden zu groß: „Insektenhotels zu bauen, hat in der Schule Spaß gemacht. Aber ich habe Angst vor dem Sägen und kein Material.“
Interessant ist außerdem, dass Vereinsaktivitäten bei den allermeisten keine Rolle spielen: Niemand ist im Sport- oder Musikverein; jeweils eine Person im Tanzverein und im Schützenverein. Das Fitnessstudio spielt dagegen bei sieben der Befragten eine wichtige Rolle. Meiner Einschätzung nach handelt es sich dabei einerseits um „aktuellere“ und „angesagtere“ Angebote, andererseits ist der Zugang zum Fitnessstudio (abgesehen von den Kosten) auch niedrigschwelliger. Hier kann jeder für sich selbst trainieren und muss nicht von einer (bestehenden) Gruppe angenommen werden.
Die Beispiele zeigen: Wichtige Grundlagen wurden (und werden) in der Kindheit gelegt: Zwei Drittel der jungen Erwachsenen geben an, dass sie mindestens ein Hobby schon seit ihrer Kindheit haben (z.B. Reiten oder Schwimmen). Bei einem Viertel kamen in der Jugend noch neue Hobbys dazu, wie zum Beispiel Mountainbiken. Zudem geben zwei Teilnehmende an, dass sie auch als Erwachsene noch eine neue Freizeitaktivität für sich entdeckt haben.
Deutlich wird in diesen sehr individuellen Ausführungen, dass für eine sinnvolle Freizeitgestaltung Handlungskompetenzen bedeutsam sind: Wir müssen lernen, wie etwas funktioniert, wir müssen Regeln oder Sicherheitsmaßnahmen, Bewegungsabläufe und vieles mehr lernen. Dazu brauchen wir auch Menschen, die uns ein Hobby, eine Sportart näherbringen und Wissen und Zugang zu möglichen Angeboten.
Dabei konnten sich die Befragten weiterentwickeln und verbessern. Das kann herausfordernd sein, wie beim Schützenverein („Ich muss mich anstrengen und konzentrieren, um ein gutes Ergebnis zu bekommen.“), führt dabei aber auch zu Erfolg. So wurde in einem anderen Fall aus dem „Kinderspaß“ Schwimmen eine „erwachsene“ Freizeitaktivität: „Ich habe an einem Kurs für Rettungsschwimmer/Rettungsschwimmerinnen teilgenommen.“ Ein sprechendes Beispiel dafür, wie wichtige Kompetenzen in der Kindheit gelegt und bis ins Erwachsenenalter weiterausgebaut und verbessert werden konnten.
Auch wenn unsere Befragten also noch Wünsche haben und unter anderem gerne mehr Zeit, Geld oder Unterstützung für ihre Hobbys hätten, so wirken sie zum größten Teil zufrieden mit ihrer Freizeitgestaltung. Dabei erhalten sie (notwendige) Unterstützung vor allem von ihrer Familie und im Freundeskreis. Entscheidend ist also, dass Jugendliche und junge Erwachsene auch weiterhin so unterstützt werden können, dass sie auch ihre Freizeit aktiv und für sie zufriedenstellend gestalten können. Idealerweise werden dann auch Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene erreicht, die nicht auf diese persönliche Unterstützung zurückgreifen können.
Martina Ziegler